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Klettergebiet SpitzkoppeDas Klettergebiet rund um die „Große Spitzkuppe“ ist immer noch das klassische Ziel der Bergsteiger aus aller Welt in Namibia. Die Faszination, die den Besucher erfaßt, der eine Freinacht unter dem Südwester Matterhorn mit ihren 1728 m Höhe verbringt, heute Matterhorn von Namibia genannt, ist immer noch die Gleiche. Wenn im Westen hinter der Kleinen Spitzkoppe blutrot die Sonne untergeht und die afrikanische Nacht sich über den riesigen Kletterberg senkt, wird der Mensch klein. Wer einmal nach einem ergiebigen Regen das Erwachen der Natur oder sogar den kleinen sporadischen Felsbach unter der Südwestwand der Großen Spitzkoppe erlebt hat, nimmt ein unvergeßliches Erlebnis mit nach Hause. Lage des Klettergebietes Große SpitzkoppeDie Spitzkuppe (auch Spitzkoppe) ist geologisch gesehen ein klassischer Inselberg und steht 100 km Luftlinie von der Atlantikküste entfernt in der Namibwüste. Die Anfahrtstrecke von Swakopmund beträgt etwa 180, von Windhuk 280 km. Das Gestein ist sehr rauher Granit, der in Sonnenseiten stark verwittert ist und Vorsicht verlangt. Es gibt viele reine Sportklettertouren (vorwiegend Reibung), aber auch schwere Rißklettereien. Für letztere ist ein gutes Sortiment Keile und Rißklemmen (möglichst bis Camelot 5) nötig.Der aktuelle Kletterführer „Spitzkoppe & Pontoks“ von E. Haber (2001) ist vergriffen, die kpl. überarbeitete und ergänzte --> Neuauflage (2010) ist nun erhältlich. Das Gebiet ist, außer nach seltenen schweren Regenfällen, mit einem normalen PKW erreichbar. Übernachtung, Camping, SicherheitDas Gebiet um die Spitzkuppe wird heute von einer kommunalen Dorfgemeinschaft verwaltet. An der Reception ist eine relativ geringe Gebühr für Eintritt und Camping zu zahlen. Den Schlafplatz kann man sich frei auswählen. Es gibt auch einen einfachen Bungalow zur Übernachtung, auch Andenken und Bier kann man bei den freundlichen Leuten an der Reception kaufen, letzteres aber zu horrenden Preisen. In einer Broschüre von NACOBTA werden „Bergführer“ angepriesen. Es muß angemerkt werden, daß keiner der einheimischen Führer physisch noch psychisch in der Lage ist, eine Seilschaft auf den Gipfel zu führen. Von Ausrüstung wollen wir gar nicht reden. Laßt die Finger davon, das geht böse aus. Die Frage zur Sicherheit wird immer wieder gestellt. Namibia ist mit Sicherheit das friedlichste Reiseland Afrikas. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, daß es in den letzten Jahren Überfälle, leider auch mit tödlichem Ausgang gegeben hat. Diese Vorfälle der hier angesiedelten Damaragemeinschaft anzulasten, wäre ungerecht. Sie hat am ehesten den Vorteil von möglichst vielen Übernachtungsgästen. Die Situation hat sich deutlich gebessert, doch etwas Vorsicht ist heute ja weltweit angebracht. Seit Anfang Juni 2009 hat die Siedlung Wasser- und Stromanschluß.Leider ist es nun mit der Beschaulichkeit an der Spitzkoppe vorbei. Das Dorf ist beleuchtet wie der Londoner Flugplatz und nächtliche Ruhestörung durch überlaute Bongo-Bongo-Musik verleiden dem Besucher den Aufenthalt. Shebeens (Trinkstuben) schießen wie Pilze aus dem Boden und wer die Stille und Faszination einer afrikanischen Freinacht unter Sternenhimmel sucht, der sollte lieber auf andere Gebiete ausweichen. Eine trauriges Ergebnis der Entwicklungshilfe, aber wohl hier nicht mehr aufzuhalten. Empfehlenswert ist das Klettern in "Schichten" - es sollte immer jemand in der Nähe des Fahrzeugs bzw. Zeltes bleiben. Ein Telefon gibt es an der Rezeption. Mobiltelefonempfang ist (meistens) gewährleistet. Das nächste Krankenhaus ist in Usakos (60 km). Es ist jedoch besser, gleich in eine moderne Klinik nach Swakopmund zu fahren. Es gibt in Namibia keine Bergwacht! Bei Unfällen alarmiere man "Medrescue Namibia" unter folgenden Nummern: Mit dem Mobiltelefon: 112 Vom Ortsnetz an der Rezeption: Medrescue Windhuk: 061 230505 Medrescue Walfischbucht: 200200 (Ortsgespräch, ohne Vorwahl) Afrikanische Speikobra - Zebraschlange - Naja nigricollis nigricincta Allgemeine Entwicklung und GeschichteBereits 1896 wurde von der Deutschen Kolonialgesellschaft eine Handelsstation errichtet. Später siedelte hier der Farmer Jooste und eine Polizeistation wurde errichtet (die Grundmauern unter Pontok 4 sind noch heute sichbar).Militärstation an der Spitzkoppe 1906 und Station unter den Pontoks 1912 1964 wurde im Rahmen des sogen. Odenthal-Planes zur Schaffung von Heimatgebieten (Home lands) für die schwarze Bevölkerung die Farm gegen Entschädigung enteignet. Im Jahre 1970 siedelte man hier mehrere Damarafamilien an, inzwischen hat sich daraus eine Dorfgemeinschaft mit Kirche und Schule entwickelt. Seit 1998 besteht der kommunale Campingplatz und am 9.7.2003 wurde das Gebiet rund um die Große Spitzkoppe zum „#Gaingu-Hegegebiet“ erklärt. Leider sperrt ein von einer Hollywood-Filmgesellschaft errichteter hoher Wildzaun das gesamte Gebiet zwischen Großer Spitzkoppe und den Pontoks ab. Dadurch sind etwa die Hälfte der Campingstellen weggefallen, der Zugang zu vielen Kletterfelsen und auch zur Normalroute auf die Große Spitzkoppe versperrt. Auch die beliebte Umwanderung der Großen Spitzkoppe (1 – 1,5 Stunden) ist nicht mehr möglich. Das sogen. "Buschmannsparadies" rechts des alten Dammes im Ostteil des Gebietes, durch einen Steig mit Ketten zugängig gemacht, hat seine Attraktivität verloren. Sehr viele der 2000 - 4000 Jahre alten prähistorischen Felszeichnungen sind zerstört. Rund um den Fuß der Großen Spitzkoppe findet man noch immer gute Zeichnungen, besonders am "Nashornfelsen" und an einigen Blöcken im sogen. Boulder Valley. Bergsteigerische EntwicklungNach vielen vergeblichen Versuchen wurde der Hauptgipfel am 14.11.1946 von Hans und Else Wongschofsky und J. De V. Graaf erstbestiegen. Damals wurde noch am Berg biwakiert. Inzwischen schafft eine sehr gut trainierte Seilschaft die Normalroute in 2 Stunden. Bis heute (Stand März 2009) wurde der Hauptgipfel knapp 600 Mal auf 7 verschiedenen Aufstiegen erreicht. Auch auf der einfachsten Route, dem „Normalweg“, wird die Schwierigkeit 17 (nach UIAA V+) erreicht.Erst 1960 gelang Friedrich Schreiber, H. Lachenmann, R. Helm die Durchsteigung der „Westwand“, Schwierigkeit 19. Tagelang kämpften sich diese alten Haudegen mit rostigen Mauerhaken durch diese steile Flanke des Berges. Die erste Gesamtüberschreitung von „Großer Spitzkoppe Haupt-, Süd- und Ostgipfel“, mit gleichzeitiger Erstbegehung einer Direttissima am Hauptgipfel und erster sportlicher Besteigung des großen Gendarmen in der Südseite, gelang Hasso Gantze u. Volker Müller am 10.4.2004 in 12 Stunden! 1982 wagte sich erstmals der gebürtige Südwester Eckhardt Haber mit seinen Kameraden an die Durchsteigung der Südwestwand der „Großen Spitzkoppe“ und erschloß die „South West Wall Route“ in der Schwierigkeit 24, damals noch teilweise im klassischen Westalpenstil. Eine großartige Leistung! 1966 wurde die Pontokspitze (1629 m; V+) erstbestiegen. Ab etwa 1970 folgten viele klassische Erstbegehungen und die ersten Sportkletterrouten. Ab 1998 besuchten verstärkt in Namibia ansässige Kletterer, wie auch Italiener, Sachsen, Spanier, Südafrikaner und andere gezielt das Gebiet und erschlossen eine Vielzahl großartiger Routen und Felstürme. Zur Zeit stehen etwa 200 Routen unterschiedlichster Anforderungen zur Auswahl, von der kurzen, extrem schweren Sportkletterroute, bis zu Routen von mehr als 10 Seillängen durch die „Große Spitzkoppe-Südwestwand“ und die Wände der „Pontoks“. Den heutigen Leistungsstand dokumentieren so großartige Routen wie „Herero Arch“ (26/A0) und andere. Blick vom Gipfel der Spitzkoppe auf die Pontoks (Gewitter im Hintergrund) und in die Ebene Hoodia bainesii; Verkehrte Welt - immer auf die Geschwindigkeitsbegrenzung achten --> Ein kurzer Erlebnisbericht Schweizer Kletterfreunde. (externer Link) Routenbeschreibungen--> Die komplette überarbeitete und ergänzte Neuauflage des Kletterführers (2010) ist nun erhältlich--> Große Spitzkuppe Normalweg 17 --> Prima Varianta 18 --> Langer Ritt 19 Ralf Reißig in der Route "Desert Sports" 27 am "Dinosaur Rock" |